Eine schillernde, poetische und politische audiovisuelle Reise über den Begriff des Individuums vs. des Historischen mit ikonischen Bildern, die gleichzeitig die Schönheit feiern und vor der Gewalt warnen, die uns in dieser unbeständigen Zeit bevorsteht.


Suggestion of least resistance ist eine experimentelle und gemeinschaftliche Arbeit der Künstler Michelle & Uri Kranot und der Komponistin Iris ter Schiphorst.
Das Projekt basiert auf Archivmaterialien, die den Wiener Justizpalastbrand vom Juli 1927 darstellen: Sozialistische Arbeiter aus den Außenbezirken Wiens versammeln sich vor dem Justizpalast, um ihrer Wut über das korrupte Justizsystem Ausdruck zu verleihen. 89 Menschen werden von bewaffneten Polizisten zu Pferd getötet. Mehr als 600 Menschen werden schwer verletzt. Die wütende Menge stürmt den Justizpalast: Akten werden in Brand gesteckt und bald lodern Flammen aus den Fenstern des Palastes. Der Aufstand vom 15. Juli wird sich als ein schicksalhafter Tag erweisen: ein Vorspiel dessen, was schließlich zum Bürgerkrieg führen wird.

Der Animationsfilm gleicht einer rhythmisch- poetischen Woge, die uns, unser Leben und unsere Menschlichkeit mit dem Verbrennen von Papieren im Wind vergleicht. Bilder von Papieren, die durch die zerbrochenen Fenster des brennenden Palastes fliegen, werden Bildern der Menschenmassen gegenübergestellt, wie sie zusammenkommen und sich zerstreuen. Die Musik lädt diese kraftvollen Bilder mit Lebendigkeit und Farbe auf. Wir lassen uns von der Idee der Dokumentation und der "Wahrheit" leiten und experimentieren mit der künstlerischen Form und ihrer unheimlichen Verzerrung durch die sich wiederholenden, stilisierten Abstraktionen der sich entfaltenden Ereignisse.

Das Projekt wurde vom Klangforum Wien im Rahmen von "Wirtschaft für das Gemeinwohl" initiiert und ist als audiovisuelle Live-Performance konzipiert und wird als Filmprojektion, Videoinstallation und Kurzfilm präsentiert.
Michelle Kranot


https://vimeo.com/300050497

Presse:
„So verschieden die Bezugnahmen der Filme zum Gemeinwohl-Konzept gerieten, so unterschiedlich ist das Verhältnis von Video und Musik. Während etwa Malin Bångs Musik zu "Bloomers" von Samantha Moore die Produktionsvorgänge in einer Näherei illustriert, verhilft die bewegte Ensemblemusik von Iris ter Schiphorst dem Archivmaterial vom Justizpalastbrand in Michelle Kranots "Suggestion of Least Resistance" zu energetischer Dringlichkeit.“
Von Lena Dražić, Wiener Zeitung, 5.3.2019


„Auch wenn, weil die menschlichen Sinne nun einmal so funktionieren, die optischen Reize die akustischen überlagern, auch wenn man die Musik also meist nur als Farbe zum Bild wahrnimmt, hört man die Stärke der Kompositionen, unter denen jene von Iris ter Schiphorst wohl den freiesten, vielleicht auch radikalsten Umgang mit den Trickfilm-Bildern (hier: von Michelle Kranot) pflegt.“
Susanne Benda, Stuttgarter Nachrichten, 11.2.2019

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